Helmut Vorraber ist Digital Director und CEO der Agentur INCRDBL Digital Labs, mit Sitz in Graz. Spezialisiert auf Video- und Performance Marketing vereint INCRDBL Digital Labs im Tagesgeschäft nicht nur die Kompetenz einer klassischen Filmproduktion mit dem Know-How einer Marketingagentur, sondern auch die menschliche Expertise mit der Power von KI.
Wie nutzt ihr KI konkret in eurer Arbeit?
Wir setzen KI intensiv im Videobereich ein, einem unserer Kerngebiete. Sie hilft uns bei Stilfindung, Konzeptentwicklung und Postproduktion. Was früher nur mit großen Crews und hohem Budget möglich war, geht heute digital in einer ganz neuen Dimension. KI gibt uns die Freiheit, neue visuelle Welten zu erschaffen und Geschichten auf innovative Weise zu erzählen.
Warum ist KI aus deiner Sicht in der Kreativwirtschaft besonders relevant?
Weil die Kreativbranche jahrzehntelang mit sehr niedrigen Margen gearbeitet hat. Agenturen investieren viel Zeit in Konzeption, Planung und Recherche, bevor sie überhaupt mit der eigentlichen Umsetzung beginnen. Diese Vorarbeit frisst enorme Ressourcen und verringert die Effizienz. KI ermöglicht es uns, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren: das kreative Handwerk. Sie kann uns bei Recherche und Konzeptentwicklung unterstützen, uns als Sparringpartner dienen und so die Effizienz steigern. Das bedeutet mehr Zeit in unserer „Geniezone“ und gleichzeitig eine höhere Rentabilität.
Welche weiteren Vorteile siehst du?
KI spricht die Sprache unserer Zielgruppen oft besser, als wir es könnten. Sie basiert auf riesigen Datenmengen und kennt die Mechanismen, nach denen Inhalte funktionieren. In 20 Jahren Erfahrung habe ich x Projekte umgesetzt und Zielgruppen analysiert. Eine KI hingegen verarbeitet die Daten von Hunderttausenden Kampagnen. Sie versteht, wie Menschen ticken, und kann diese Erkenntnisse nutzen, um bessere, effektivere Inhalte zu generieren.
Ist KI eine Konkurrenz für kreative Berufe?
Nein, sie ist ein Werkzeug. Kreative haben oft ein starkes Ego und einen eigenen Stil. Sich einzugestehen, dass eine KI schneller, variantenreicher und effizienter etwa Textvorschläge liefern kann, ist nicht einfach. Aber kombiniert mit unserer menschlichen Expertise entsteht das ultimative Potenzial. Wer KI intelligent einsetzt, erhöht seine eigene Leistungsfähigkeit. Sie ist keine Bedrohung, sondern eine Erweiterung unserer Möglichkeiten.
Kann man den Wandel mit der Entwicklung der Fotografie vergleichen?
Ja, das ist ein guter Vergleich. Früher brauchte man einen Maler, um ein Bild zu erschaffen. Dann kam die Kamera, später das bewegte Bild. Jedes Mal gab es Skepsis und Widerstand. Die Fotografie wurde anfangs sogar als „Seelenklau“ verteufelt. Ähnlich ist es jetzt mit KI: Manche fürchten den Verlust von Kreativität oder Individualität. Aber wie jede neue Technologie eröffnet sie vor allem neue Möglichkeiten für diejenigen, die sich darauf einlassen.
Aber wenn KI so viel kann, warum braucht man dann noch Designerinnen oder Texter?
KI ist nur so gut wie ihr Anwender. Ein Sportwagen macht ja auch noch keinen Rennfahrer. Wer ein solides Fachwissen hat, kann KI gezielt nutzen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Das gilt für Texte, Design oder Film gleichermaßen. Profis bringen Wissen, Erfahrung und Feingefühl ein – das kann eine KI nicht ersetzen. Sie kann aber dabei helfen, schneller, effizienter und kreativer zu arbeiten.
Welche Empfehlung gibst du Kreativen im Umgang mit KI?
Keine Angst haben, sondern experimentieren! KI ersetzt keine Berufe, aber sie verändert Arbeitsweisen. Wer sich darauf einlässt, wird feststellen, dass sie kreative Prozesse nicht behindert, sondern beflügelt. Die Zukunft ist hybrid – Mensch und KI zusammen sind unschlagbar.